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Helmuth Krieg, Wolfgang Herzer, Johanna van Emden
Zwischen Zeichen und Sinnbild

Eröffnung 18.07.2025 18Uhr
Ausstellungsdauer 19.07.2025 – 31.08.2025

Aus Buchstaben werden Wörter, aus Wörtern werden Sätze – Bedeutung entsteht, scheinbar linear. Doch was, wenn der einzelne Buchstabe selbst zur Dichtung wird, zum Bild, zum Kunstwerk? Helmuth Krieg stellt genau diese Frage ins Zentrum seines Schaffens. In seiner aktuellen Arbeit widmet er sich den Vokalen, den klangtragenden Lauten unserer Sprache – jedem einzeln, mit Hingabe. Durch ihre individuelle Formung entzieht er sie der typografischen Ordnung und verleiht ihnen Ausdruck, Geste, Charakter. Die Vokale werden zu plastischen, visuell aufgeladenen Zeichen, die nicht länger nur klingen, sondern auch sehen lassen – Spiegelungen, Drehungen, Dehnungen erzeugen ein rhythmisches Spiel aus Symmetrie und Verschiebung. Was entsteht, ist kein Alphabet, sondern eine dichte Syntax des Poetischen.
Helmut Krieg, Fineartprint auf Dibond, 2025

Auch Wolfgang Herzer bewegt sich im Terrain des Zeichens. Seine Arbeiten erinnern an frühe Schriftzeichen, an ornamentale Bildsprachen, wie man sie in Tempeln vergangener Kulturen vermuten könnte. Doch jede Nähe zu historischen Schriftsystemen ist zufällig. Seine puristischen Zeichnungen verweigern die Abbildung – sie sprechen nicht von der Welt, sondern führen in eine andere: Sie sind Spuren einer inneren Sprache, Zeichen, die Bedeutung tragen, ohne je Bedeutung zu erklären. Gerade in ihrer Abstraktion, in der Konzentration auf das Wesentliche, entsteht ein Symbolwert, der sich einer direkten Lesbarkeit entzieht. Herzer schafft das Unwirkliche – und macht es in der Konzentration auf Linie, Geste und Leere seltsam greifbar.


Wolfgang Herzer, O.T. 2022

Johanna von Emden schließlich fragmentiert das fotografische Bild – das Medium, das laut Barthes immer das war, was „gewesen ist“. Doch ihre Collagen verweigern den Nachweis. Sie sind keine Zeugnisse, sondern Relikte. Die Vergangenheit ist in ihnen nicht abgebildet, sondern aufgefaltet, zerschnitten, neu montiert. Was bleibt, ist eine neutrale Präsenz – das, was Barthes das „Punctum“ nennt: ein Detail, ein Splitter, der uns trifft, ohne dass wir sagen könnten, warum. Ihre Arbeiten sind keine Erzählungen, sondern Störungen – tastende Bewegungen im Raum zwischen Gesehenem und Erinnertem.


Johanna van Emden, Collage, Seelandschaft I. 16x20cm 2016

Was ist ein Zeichen, wenn es nicht mehr auf etwas verweist? Was ist ein Bild, wenn es nicht mehr darstellt? Was geschieht, wenn die Sprache an ihre Ränder tritt – nicht um zu verstummen, sondern um eine andere Sprechweise einzulösen?
Die künstlerischen Arbeiten von Helmuth Krieg, Wolfgang Herzer und Johanna von Emden kreisen auf je eigene Weise um diese Fragestellung. Ihre Formen sprechen nicht mehr im Modus der Mitteilung, sondern im Modus der Andeutung. Sie zeigen, was sich dem Zeigen entzieht. Sie führen vor, was sich jeder Festlegung entzieht. Und gerade darin liegt ihre künstlerische Wucht.